Prof. Dr. Verena Lepper und Tania Lipowski

Die Berliner Ägyptologin und Orientalistin Prof. Dr. Verena Lepper erhielt einen ERC Starting Grant. Ihr Forschungsprojekt lokalisiert 4000 Jahre Kulturgeschichte durch Textquellen von der Nil-Insel Elephantine in Ägypten.

Die Berliner Ägyptologin und Orientalistin Prof. Dr. Verena Lepper erhielt einen ERC Starting Grant. Ihr Forschungsprojekt lokalisiert 4000 Jahre Kulturgeschichte durch Textquellen von der Nil-Insel Elephantine in Ägypten. Bei der Antragstellung unterstützte sie Tania Lipowski, die bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz für Drittmittel zuständig ist.

Kurzinformationen zum Projekt

  • Akronym und Titel: ELEPHANTINE: "Localizing 4000 Years of Cultural History. Texts and Scripts from Elephantine Island in Egypt"
  • Principal Investigator: Prof. Dr. Verena Lepper
  • EU-Referentin: Tania Lipowski
  • Gasteinrichtung: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin
  • Förderlinie und -jahr: Starting Grants 2014
  • Panel: SH6 – The Study of the Human Past
  • Pressemitteilung
Porträtfoto von Frau Professorin Verena Lepper

SPK / Götz Schleser

Dr. Verena Lepper

Beschreiben Sie Ihr wissenschaftliches Projekt in drei Sätzen.

Es geht um die Lokalisierung von 4000 Jahren Kulturgeschichte durch Textquellen von der Nilinsel Elephantine in Ägypten. Ein internationales Papyrus-Puzzle wird durchgeführt anhand von Handschriften in mehr als 60 Sammlungen in Europa und darüber hinaus. Diese Papyri werden kultur- und globalhistorisch ausgewertet.

Was ist das Hauptziel des Projekts?

Das Ziel des Projektes ist es, eine Kulturgeschichte von 4000 Jahren zu schreiben, lokalisiert auf der Nilinsel Elephantine in Ägypten, anhand von Papyri und anderen Handschriften. Dabei werden Ansätze aus der Micro-, Macro- und Globalgeschichte verwendet. Elephantine kann so als Fallbeispiel und als Modell genutzt werden für die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Was macht Ihr Projekt "exzellent"? Was ist das Bahnbrechende an Ihrem Projekt? Was ist das Alleinstellungsmerkmal?

Das Projekt ist stark interdisziplinär ausgerichtet. Sehr unterschiedliche Fachdisziplinen arbeiten gemeinsam miteinander. Neben Geistes- sind auch Naturwissenschaftlerinnen und -wisenschaftler gefragt, wie etwa aus der Physik und der Mathematik, da es unter anderem auch um die virtuelle Entblätterung von Papyri geht. Papyri müssen nicht mehr allein physisch entblättert werden, sondern können mit Hilfe der Computertomographie durch mathematische Rekonstruktion auf virtuellem Wege entrollt werden.

80 Prozent des Elephantine-Materials in zehn verschiedenen Sprachen und Schriften ist unpubliziert und unerschlossen. Dies gilt es, in Form einer Online-Datenbank zusammenzubringen und der Weltöffentlichkeit zugänglich zu machen. Es ist eine Bereicherung für den europäischen Wissenschaftsraum, da sich die Sammlungen vor allem in Europa befinden.

Elephantine ist ein multiethnischer, multikultureller, multilingualer und multireligiöser Ort: ein Mikrokosmos und Modell für "big questions in a small place". Fragen zur Multikulturalität, zur Organisation der Familie oder zur Entwicklung der Religionen können hier beantwortet werden. Vorläufige Ergebnisse konnten als Grundlage für den Antrag dienen. In meinem Fall war dies ein BKM-gefördertes Vorläuferprojekt, zu speziell Berliner Elephantine Papyri.

Was bringt Ihnen das ERC-Projekt persönlich?

Mir persönlich bringt der ERC-Grant die freie Entfaltung einer neuen Forschungsrichtung. Aber auch darüber hinaus stärkt er die Situation und Visibilität der Altertumswissenschaften in Deutschland und Europa. Ein besonderes Augenmerk wird auf die "kleinen Fächer" gelegt.

Was war die größte Herausforderung bei der Antragsvorbereitung?

Der Zeitdruck bei der Antragsvorbereitung. Ich hatte nur drei Wochen Zeit, um den Antrag zu schreiben. Diesen sollte man vermeiden und (wenn möglich) frühzeitig(er) mit der Vorbereitung beginnen. Dabei habe ich es als schwierig empfunden, das Forschungsthema umfassend in den knappen formalen Rahmen zu bringen. Sehr hilfreich war bei der Interviewvorbereitung für Brüssel das Seminar der NKS.

Wie haben Sie vom ERC erfahren?

Der ERC ist in der Wissenschaftscommunity eine bekannte Förderung. Erfolgreiche ERC-Grantees aus der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Nationalakademie Leopoldina haben mich ermutigt, ebenfalls einen Antrag einzureichen.

Welche Tipps würden Sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geben, die erstmalig einen Antrag planen?

Sich klug und frühzeitig von der NKS beraten lassen, ob das Format geeignet erscheint. Die NKS bietet eine Skizzenberatung an, die ich als sehr hilfreich empfunden habe. Man sollte in jedem Fall genügend Zeit für das Schreiben des Antrags einplanen und bereits vor der Deadline einreichen. Wichtig ist ferner, das Forschungsreferat der eigenen Institution rechtzeitig einzubinden.

Porträtfoto von Tania Lipowski

SPK / Sandra Steiß

Tania Lipowski

Wie unterstützen Sie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der ERC-Antragstellung?

Zunächst verschaffe ich mir in einem persönlichen Gespräch einen ersten Überblick über das geplante Projekt (Inhalte, Finanzumfang, gegebenenfalls Kooperationspartner). Ich biete an, die administrative Seite der Beantragung zu übernehmen, gebe nach Bedarf eine kurze Einweisung in das Antragsportal sowie Hinweise zum Verfahren und zum zeitlichen Ablauf. Mir ist es wichtig, dass Forschende sich in erster Linie auf die Inhalte ihrer Projekte konzentrieren können und das für viele sehr komplex wirkende Procedere der Antragstellung nicht abschreckend auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wirkt.

Welche Tipps würden Sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geben, die erstmalig einen Antrag planen?

Wichtig ist es, rechtzeitig mit den Vorarbeiten zu beginnen und sich zunächst mit der Ausschreibung, den Fristen und dem Portal für die Antragstellung vertraut zu machen. Die für die Antragseinreichung notwendigen Dokumente sollten ebenfalls so früh wie möglich zusammengestellt werden, falls es noch Klärungsbedarf gibt. Zu bedenken ist auch, dass der Antrag auf Englisch gestellt wird und strenge formale Auflagen zur Gliederung eingehalten werden müssen. Bereits zu Beginn der Arbeiten sollte Kontakt mit dem Forschungsreferat und der Administration der Einrichtung aufgenommen werden. Sehr hilfreich ist auch das Serviceangebot der Nationalen Kontaktstelle des ERC, die sowohl einzelne Fragen zur Antragstellung beantworten, als auf Wunsch auch die Antragsskizzen, selbstverständlich vertraulich, durchsehen.

Welchen Tipp würden Sie anderen EU-Referentinnen und -Referenten geben, die noch wenig Erfahrung mit ERC-Grants haben?

Grundsätzlich ist die Beantragung eines ERC-Grants für die Forschungsreferentinnen und Forschungsreferenten ein guter Einstieg sowohl in das Programm Horizont 2020 als auch in das EU-Förder-Portal, da die einzureichenden Antragsdokumente im Vergleich zu anderen Horizont-2020-Erfordernissen einigermaßen überschaubar sind und das Projekt nicht in einem Konsortialverbund mit anderen Ländern durchgeführt werden muss. Unabdingbar ist es, sich frühzeitig und umfassend mit dem Portal vertraut zu machen und zu prüfen, ob alle notwendigen Eintragungen und Zeichnungsberechtigungen sowohl für die Einrichtung als auch für das Projekt erfolgt sind. Wenn noch Zeit für eine Informationsveranstaltung der Nationalen Kontaktstelle bleibt, empfehle ich, diese unbedingt zu besuchen, da man hier wertvolle Tipps und Hinweise zur Antragstellung bekommt.

Was sind die größten Stolpersteine bei der Antragstellung und Projektdurchführung?

Am Ende wird immer die Zeit knapp, deshalb ist der rechtzeitige Einstieg in die Planungen unabdingbar. Da nur bahnbrechende Pionierforschung gefördert wird, muss das geplante Projekt einen innovativen Ansatz enthalten. Von der Europäischen Kommission wird ein gutes Englisch erwartet, daher sollte man den Antrag noch einmal möglichst von einer Muttersprachlerin oder einem Muttersprachler Korrektur lesen lassen. Sehr hinderlich ist es auch, wenn erst bei der Beantragung festgestellt wird, dass Angaben fehlen, zum Beispiel die Gasteinrichtung nicht registriert ist oder kein LEAR benannt ist. Letztlich ist die Erstellung eines realistischen Finanzplans für viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Herausforderung, die mit Hilfe des Forschungsreferats und der Administration der Gasteinrichtung aber oft im Vorfeld gemeistert werden kann.

Wie hat die NKS ERC Sie bei der Antragsvorbereitung unterstützt?

Erst durch eine Informationsveranstaltung der NKS bin ich überhaupt auf die ERC-Grants aufmerksam geworden. Im Antragsprozess war es sehr hilfreich, dass die NKS ERC jederzeit auf kurzem Weg telefonisch erreichbar war und Fragen aller Art, sei es zum Finanzplan oder zum Portal schnell und überaus kompetent beantwortet hat. Durch den "kurzen Draht" nach Brüssel konnten Fragen und Probleme durch die NKS ERC direkt für uns geklärt werden. Zu guter Letzt ist der Vorbereitungskurs für das Interview in Brüssel zu nennen, der unsere Wissenschaftlerin gezielt und qualifiziert auf diese besondere Situation vorbereitet hat.

Welche Bedeutung hat die Einwerbung des ersten ERC-Grants für Ihre Einrichtung?

Nur rund zehn Prozent der Anträge haben beim ERC Starting Grant überhaupt Erfolg. Die Bewilligung unseres ersten ERC-Grants ist für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz eine Bestätigung, dass sie als außeruniversitäre Wissenschaftseinrichtung hohes Renommee und internationale Wertschätzung besitzt. Für die in Neuausrichtung befindliche Forschungsstrategie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz insgesamt ist dieser Erfolg von großem Wert.