Dr. Blazej Grabowski und Dr. Katja Hübel

In seinem Projekt TIME-BRIDGE will Blazej Grabowski das bisher fehlende und wichtige Zeitintervall zwischen Nanosekunden und Stunden mit einer neuen Methode in der Simulation von Atomen beschreiben.

Moderne Materialwissenschaften basieren auf atomistischen Computersimulationen. Es müssen dabei große Zeitskalen überwunden werden, von Femtosekunden hin zu Stunden. In seinem Projekt TIME-BRIDGE will Blazej Grabowski das bisher fehlende und wichtige Zeitintervall zwischen Nanosekunden und Stunden mit einer neuen Methode in der Simulation von Atomen beschreiben.

Kurzinformationen zum Projekt

  • Akronym und Titel: "TIME BRIDGE: Time-scale bridging potentials for realistic molecular dynamics simulations"
  • Principal Investigator: Dr. Blazej Grabowski
  • Forschungskoordination: Dr. Katja Hübel
  • Gasteinrichtung: Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH, Düsseldorf
  • Förderlinie und -jahr: Starting Grants 2014
  • Panel: Products and Processes Engineering (PE8)
  • Webseite
  • Kontakte: Dr. Katja Hübel und Dr. Blazej Grabowski
Porträtfoto von Doktor Blazej Grabowski

Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH

Dr. Blazej Grabowski

Beschreiben Sie Ihr wissenschaftliches Projekt in drei Sätzen.

Moderne Materialwissenschaften basieren auf atomistischen Computersimulationen. Es müssen dabei große Zeitskalen überwunden werden, von Femtosekunden hin zu Stunden. Das entspricht etwa einer Zeitspanne von einer Sekunde zu vielen Milliarden Jahren, und ist mit heutigen Simulationsmethoden noch nicht lösbar.

Was ist das Hauptziel des Projekts?

Das Hauptziel des Projektes TIME-BRIDGE ist, dieses fundamentale Zeitproblem mit einem neuen multidisziplinären Ansatz anzugehen. Dieser Ansatz bedient sich eines Konzeptes, das in einem benachbarten wissenschaftlichen Feld, der Elektronentheorie, bereits schon viele Jahre erfolgreich angewendet wird – der sogenannten Pseudopotential-Methode. In TIME-BRIDGE sollen entsprechende Methoden für atomistische Simulationen entwickelt und erprobt werden, um das Intervall zwischen den theoretisch beschreibbaren Nanosekunden und den experimentell relevanten Sekunden zu überbrücken und damit die Grundlage für die Entwicklung neuartiger Materialien zu schaffen.

Was macht Ihr Projekt "exzellent"? Was ist das Bahnbrechende an Ihrem Projekt? Was ist das Alleinstellungsmerkmal?

Das Projekt ist stark multidisziplinär aufgebaut. Die enge Zusammenarbeit der Theoretiker und Experimentatorinnen ist ein wesentliches Merkmal von TIME-BRIDGE. Insbesondere ist hierbei die integrative Einbindung von neuartigen experimentellen Messungen herauszustellen, die es erlauben werden, die entwickelten Simulationstechniken zu evaluieren. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die Anwendung der Pseudopotential-Methode für die Simulation von Atomen.

Was bringt Ihnen als Wissenschaftler das ERC-Projekt?

Der ERC Starting Grant erlaubt mir eine unabhängige wissenschaftliche Karriere mit einer eigenen Gruppe aufzubauen. ERC-Grants haben außerdem einen so hohen Stellenwert, dass sie eine ausgezeichnete Ausgangslage für Bewerbungen an den Top-Institutionen Europas bieten.

Was war die größte Herausforderung bei der Antragsvorbereitung?

Der zeitliche Aufwand, den man investieren muss, um einen guten Antrag zu planen und zu schreiben war neben der täglichen Forschung sehr hoch. Das Projekt musste für fünf Jahre im Detail und inklusive Budget geplant werden. Der Antrag wurde mehrfach mit Hilfe von Katja Hübel und vielen Fachkolleginnen und -kollegen überarbeitet.

Wie haben Sie vom ERC erfahren?

Durch unsere EU-Referentin.

Welche Tipps würden Sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geben, die erstmalig einen Antrag planen?

Sich intensiv beraten zu lassen. Falls vorhanden, wie bei uns, vom EU-Referat oder von in der Forschungskoordination Erfahrenen, sonst von der NKS ERC. Auch die Workshops zur Antragstellung, die unter anderem von der NKS ERC angeboten werden, sind sehr hilfreich. Zusätzlich sollte man möglichst Kontakt mit vorherigen Grantees aufnehmen und sich idealerweise erfolgreiche Anträge als Vorlage geben lassen. Ein professionelles Interviewtraining (wie in meinem Falle von der NKS ERC angeboten) ist sehr zu empfehlen.


 

Porträtfoto von Frau Doktorin Katja Hübel

Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH

Dr. Katja Hübel

Wie unterstützen Sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der ERC-Antragstellung?

In einem persönlichen Gespräch schaue ich mir den wissenschaftlichen Lebenslauf an. Ist die Antragstellerin beziehungsweise der Antragsteller kompetitiv? Wo sind noch Schwachpunkte im Lebenslauf? Macht eine Antragstellung jetzt bereits Sinn oder wäre es besser die wissenschaftliche Karriere noch weiter voranzutreiben? Dann lasse ich mir das Projekt erklären. Wie innovativ ist das geplante Vorhaben? Wo liegt der wissenschaftliche Durchbruch? Wie risikoreich ist das Projekt? Wo sind Schwachpunkte im Projekt, für die es eine alternative Strategie geben muss?

Steht der grobe Rahmen, helfe ich bei der Budgetplanung und beim Ausfüllen der Formulare im Portal.

Ist die erste Rohversion des Antrags fertig, gebe ich Feedback unter Berücksichtigung der Evaluierungskriterien.  Je nach verfügbarer Zeit gibt es mehrere Feedbackrunden sowohl mit mir als auch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom Fach.

Welche Tipps würden Sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geben, die erstmalig einen Antrag planen?

Als ersten Schritt sollte man sich beraten lassen. Entweder beim Forschungsreferat vor Ort oder bei der NKS ERC. Der Zeitbedarf, der nötig ist, um einen richtig guten Antrag zu schreiben, wird häufig unterschätzt. Es sollte auf jeden Fall frühzeitig begonnen werden, das Projekt zu planen und sich mit den Antragsunterlagen und Evaluierungskriterien vertraut zu machen. Es ist unbedingt empfehlenswert, einen der vielen Workshops zur ERC-Antragstellung zu besuchen. Hier bekommt man viele wertvolle Tipps und meist auch Erfahrungsberichte von erfolgreichen Antragstellenden. Es sollte auch unbedingt Zeit eingeplant werden, um den Antrag mit Kolleginnen und Kollegen vom Fach zu diskutieren. Weiterhin ist es sehr wichtig, sich die passenden Zahlen für die Budgetplanung von der Gasteinrichtung zu holen, genauso wie die korrekten Daten aller Ansprechpersonen, die man in den administrativen Formularen angeben muss. Ganz wichtig ist auch, sich frühzeitig um die Unterschrift für das Dokument "Commitment of the host institution" zu kümmern.

Welchen Tipp würden Sie anderen EU-Referentinnen und -Referenten geben, die noch wenig Erfahrung mit ERC-Grants haben?

Da die Exzellenz sowohl des Projekts als auch der Wissenschaftlerin beziehungsweise des Wissenschaftlers das wichtigste Kriterium ist, sollte man darauf achten, dass das im Antrag auch gut ausgearbeitet wird. Ansonsten den sehr detaillierten Anweisungen in den "Information for Applicants" folgen und am Ende schauen, ob auch alle Evaluierungskriterien getroffen sind. Die Antragstellenden brauchen häufig Hilfe beim Umgang mit dem Portal. Hiermit sollte man sich also frühzeitig vertraut machen. Für die Budgetplanung sollte unbedingt die Drittmittelstelle der aufnehmenden Einrichtung zu den korrekten Zahlen, vor allem bei den Personalkosten, einbezogen werden. Empfehlenswert ist die Teilnahme an einem der Seminare für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der NKS ERC. Erfolgreiche Anträge sind auch immer eine große Hilfe.

Was sind die größten Stolpersteine bei der Antragstellung und Projektdurchführung?

Stolpersteine bei der Antragstellung sind zu knapp kalkulierte Zeit, das Ausfüllen der A-Formulare und die Budgetplanung. Ist eine Referentin oder ein Referent vor Ort, kann er oder sie mit den A-Formularen und dem Budget weiterhelfen. Bei der Projektdurchführung wird häufig viel Zeit verloren, bis die ersten Teammitglieder eingestellt werden. Da eine kostenneutrale Projektverlängerung immer schwieriger wird, ist das ein kritischer Faktor.

Wie hat Sie die NKS ERC bei der Antragsvorbereitung unterstützt?

Bevor ich selber die nötige Expertise zur kompletten Antragsberatung hatte, habe ich an den Seminaren der NKS ERC teilgenommen, mich häufig telefonisch zu Fragen beraten lassen und auch die Möglichkeiten der vertraulichen Antragsdurchsicht in Anspruch genommen. Aktuell organisiere ich mit einer Kollegin und der NKS ERC Workshops zur Antragstellung der ERC Starting und Consolidator Grants für Max-Planck-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler in Nordrhein-Westfalen. Diese Workshops erleichtern nicht nur den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Antragstellung, sondern auch mir, da die Rohversion des Antrags in der Regel nach Besuch des Workshops sehr gut ist.

Welchen Stellenwert haben ERC-Grants in Ihrer Einrichtung?

Aktuell haben wir an unserem Institut einen ERC-Starting-Grantee und einen ERC-Co-Investigator-Grant (den es mittlerweile in der Form nicht mehr gibt). Wir machen unsere Top-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler immer wieder auf die Möglichkeit aufmerksam, sich auf einen ERC-Grant zu bewerben, und die Unterstützung während der Bewerbungsphase durch die Direktion und durch die anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist groß. Es wird intensives Antragsfeedback gegeben und viel gemeinsam über das geplante Projekt diskutiert. Im Falle einer Einladung zum Interview wird genauso intensiv an der Präsentation gearbeitet. Der ERC-Grant stellt sowohl für die Wissenschaftlerin oder den Wissenschaftler als auch für uns als Forschungseinrichtung eine besondere Auszeichnung dar.