Herr Prof. Stockhammer untersuchte in seinem StG-Projekt die ostmediterrane Küche im 2. Jahrtausend v. Chr. und im CoG-Projekt wie sich soziale Beziehungen im bronzezeitlichen Griechenland bildeten. 2024 erhielt er den ERC-PERA.
Herr Prof. Stockhammer untersuchte in seinem StG-Projekt die ostmediterrane Küche im 2. Jahrtausend v. Chr. und im CoG-Projekt wie sich soziale Beziehungen im bronzezeitlichen Griechenland bildeten. 2024 erhielt er den ERC-PERA.
Kurzinformationen zum Projekt
Gasteinrichtung: LMU München
Principal Investigator: Prof. Dr. Philipp W. Stockhammer
Womit startet ein normaler Arbeitstag im ERC Projekt?
Damit dass ich die Emails abarbeite, die sich über Nacht angesammelt haben.
Was darf bei Ihrer Arbeit nicht fehlen?
Mit einer Kanne Earl Grey Tee mit einem Schuss Milch und etwas Zucker.
Wie sind Sie zum ERC gekommen?
Zum ersten, weil mich eine Kollegin während eines Weihnachtsessens darauf aufmerksam gemacht hat. Den zweiten Grant wollte ich, weil der erste so schön war. Den dritten, weil ich gehofft habe, dass andere auch sehen, wie wichtig mir meine Arbeit mit der Öffentlichkeit ist.
Beschreiben Sie bitte Ihr wissenschaftliches ERC Projekt in drei Sätzen.
Im ERC Starting Grant habe ich gezeigt, dass die ostmediterrane Küche schon im 2. Jahrtausend v. Chr. das Produkt globaler Vernetzungen und Lebensmittel aus Süd- und Ostasien an die Levante kamen. Hierfür habe ich Nahrungsreste im Zahnstein bronzezeitlicher Menschen aus Griechenland, der Türkei und Israel auf Proteine, Fette und andere Rückstände hin untersucht, um individuelle Ernährungsgewohnheiten zu erfassen. Im ERC Consolidator Grant untersuche ich, wie sich soziale Beziehungen im bronzezeitlichen Griechenland im Wechselspiel zwischen biologischer Verwandtschaft und sozialen Praktiken bilden. Hierfür untersuche ich Bestattungen in Kammergräbern mittels archäogenetischer und archäologischer Verfahren, um zu verstehen, warum bestimmte Individuen zusammen in der selben Kammer bestattet wurden und wie dies mit ihrer biologischen bzw. sozialen Verbindung korreliert. Den ERC PERA Grant habe ich für meine Arbeit mit Künstler*innen, Computerspielproduzenten und Dokumentarfilmern bekommen. Gemeinsam haben wir u.a. das Computerspiel „Epic Palace: Knossos“ und viele Illustrationen prähistorischen Lebens entworfen sowie einige Dokumentarfilme, mit denen ich ein Millionenpublikum über meine aktuellen Forschungen und deren Bedeutung für unsere gegenwärtige Gesellschaft informieren konnte.
Hat die europäische Förderung besondere Auswirkungen auf Ihre wissenschaftliche Karriere? Z.B. hatten Sie genügend Zeit für die eigentliche Forschung oder war es doch eher sehr organisatorisch?
Unbedingt!! Meine Professur an der LMU München habe ich meinem ERC Starting Grant zu verdanken. Die LMU hatte damals eine Ausschreibung, dass, wenn jemand erfolgreich einen solchen Grant über die LMU einwirbt, diesem eine W2-Tenure-Track-Professur eingerichtet wird. Mir war das als erstem gelungen und innerhalb von nur 2 Monaten hatte die LMU damals eine Professur für mich eingerichtet. Nun bin ich seitdem - glücklich und entfristet - Professor für Prähistorische Archäologie (Fokus: Ostmittelmeerraum) an der LMU. Aufgrund einer großzügigen Reduktion meines Lehrdeputats und sehr viel Unterstützung durch die LMU konnte ich mich in den vergangenen 10 Jahren sehr viel auf meine Forschung konzentrieren.
Warum würden Sie Kolleginnen und Kollegen bzw. jungen Forschenden raten, einen ERC Antrag zu stellen, obwohl der Auswahlprozess so selektiv ist?
Auf jeden Fall sollten sie ihre Ideen mit erfolgreichen Grantees und erfahrenen Forschungsförderungen diskutieren. Mir hat das immer sehr viel geholfen, Ideen und natürlich dann auch den Antrag zu schärfen.
Was ist das Alleinstellungsmerkmal Ihres Projekts?
Ich weiß nicht, ob meine Projekte nun etwas einzigartiges haben im Vergleich zu anderen ERC Projekten. Jedes ERC-Projekt, von dem ich bislang mehr erfahren habe, hat mich fasziniert. Ziel meiner Projekte ist es, Fragen, die uns in der Gegenwart beschäftigen - Warum ist unsere Küche so global? Auf welche Weise werden soziale Bindungen geknüpft? - in tiefer (prä)historischer Perspektive zu beleuchten und so zu einem besseren Verständnis unseres Menschseins auch in der Gegenwart beizutragen.
Was bietet Ihnen der ERC Grant?
Meine Grants boten bzw. bieten mir die Möglichkeit, zielorientiert, risikoreich und zugleich flexibel beim Forschen vorzugehen. Der ERC unterstützt riskante Forschung mit Potential auf eine Weise, wie es die meisten anderen Geldgeber nicht tun würden und so war es uns möglich, wirklich bahnbrechende neue Ergebnisse zu erzielen wie der früheste Nachweis von Banane in der Alten Welt oder die Entschlüsselung der altägyptischen Balsamierung von Mumien.
Was war die größte Herausforderung bei der Antragsvorbereitung?
Die größte Herausforderung war immer Zeitfenster zu finden, in denen ich mich alleine aufs Schreiben des Antragstextes konzentrieren konnte. In aller Regel werde ich nach kurzer Zeit immer wieder unterbrochen und komme dann aus meinen Gedanken.
Was sind die größten Herausforderungen bei der Durchführung des Projekts?
Ein ERC-Projekt lebt von der Neuartigkeit der verwendeten Methoden. Allerdings ist deren Anwendung dann immer auch noch komplexer als schon gedacht - etwa was die Produktion und Authentifizierung von naturwissenschaftlichen Datensätzen angeht. Alles dauert immer länger als erhofft - aber zum Glück dauert ein ERC-Projekt 5 Jahre. Sonst hätte so ein Projekt gar nicht die Möglichkeit, das volle Potential zu entfalten.
Welche Tipps würden Sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geben, die einen Antrag planen?
Wenn man sich überlegt, einen ERC-Antrag zu stellen und diesbezüglich noch keine Erfahrung hat, sollte man sich unbedingt mit der Forschungsförderung der eigenen Institution und bereits erfolgreichen Grantees in Verbindung setzen. Ich habe selbst schon oft meine erfolgreichen Anträge mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geteilt und die Anträge anderer kritisch gelesen und Feedback gegeben. Das hilft sehr bei der Antragstellung.
Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie von dem ERC-Grant erfahren haben?
Vom ERC Starting Grant habe ich auf dem Weg zum Flughafen erfahren - ich musste mich zurückhalten mit meiner Begeisterung, bis ich bei den Kollegen an der Universität Brüssel war, die es dann als erste erfuhren und mit mir feierten. Von meinem Consolidator Grant habe ich während eines Dokumentarfilm-Drehs über meine Arbeiten an der LMU erfahren - und als die Nachricht kam, habe ich vor Freude laut losgeschrien und dabei völlig vergessen, dass ich mit einem Mikrophon verkabelt war. Meine Reaktion wurde also direkt festgehalten. Den ERC PERA Grant habe ich während einer großen Gala im Hotel Plaza in Brüssel erhalten. Es war ein unvergesslicher, bewegender Moment als ich als Preisträger auf die Bühne gerufen wurde.
Was denken Sie, hat Ihren Antrag zum Erfolg geführt?
Alle meine Anträge untersuchen Schlüsselthemen der Gegenwart (Globalisierung & Ernährung, Mobilität, Diversität von sozialen Bindungen) in der tiefen Vergangenheit auf Basis neuester naturwissenschaftlicher Methoden, die oft von meinem Team bzw. meinen Kollegen und Kolleginnen am Max Planck Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig - meinem zweiten Arbeitgeber neben der LMU München - gerade erst entwickelt wurden. Ich habe dann immer gleich eine Idee, wie man das für eine kulturhistorische Fragestellung anwenden könnte und phantastische Kooperationspartner sowohl am Max Planck Institut wie auch in Griechenland, Israel, Bulgarien und der Türkei, die bereit sind, diesen Weg eines Projekts dann auch gemeinsam mit mir zu gehen.
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